Ressourcen Effizienz
Im Juli 2019 besuchten wir die Beisetzung von Prof.Friedrich ( Bio ) Schmidt-Bleek in Berlin, Visionär und Wissenschaftsgigant, früherer Vizepräsident des Wuppertaler Instituts für Klima, Energie und Umwelt, Präsident der Faktor 10 Gruppe, Autor des Deutschen Chemie-Gesetzes, Forschungsdirektor der OECD und IIASA und der Gewinner des Japanischen Nobel Preises Takeda Preises ( 2001 ).
Zuerst ist er der Erfinder der Ressourcen Effizienz.
Die Faktor 10 Gruppe veröffentlichte eine Reihe von „Deklarationen aus Carnoules“ benannt nach dem Städtchen in der Provence, wo wir uns seit 1992 über 20 Jahre lang trafen. Wir hatten 50 Mitglieder aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und NGO´s; aus ganz Europa, den USA, Japan, Indien. Ich selbst war Vizepräsident.
Bekannte Mitglieder waren Ernst von Weizsäcker, Maneka Ghandi, Bob Ayres (Insead), Claude Fussler ( WBCSD), Hugh Faulkner ( WBCSD), Ashok Khosia ( IUCN,WWF) und Jim MacNeill ( World Bank und Brundtland Kommission).
Wir nannten ihn BIO ohne besonderen Grund. Die Meetings waren intensiv, aufregend, herausfordernd und amüsant. Und sie dauerten eine ganze Woche. An den Abenden habe ich Accordion gespielt, Seemannslieder, Volkslieder und Bel Canto gesungen.Es war eine Freude strenge Diplomaten verzückt unter dem Maulbeerbaum zu sehen.Da war eine Fülle von Rose Wein.
Das Thema der Ressourcen Effizienz wurde in Japan und Deutschland gut aufgenommen, aber wurde in anderen Ländern nicht zum Mainstream. In den Deutschen Bundesländern entstanden 11 Effizienz Institute. In Japan baute das Wirtschafts Ministerium ( Mitri ) seine Politik auf den Grundlagen der Faktor 10 Ökonomie auf, die zur heutigen Kreislaufwirtschaft wurden.
Das wesentliche Element ist der MIPS-Faktor, der Material Input pro Service Einheit.
Die zugrundeliegende Hypothese besteht aus Folgendem.
Die traditionelle Ökonomie basiert auf der Annahme, dass den Ressourcen keine Grenze gesetzt ist, nicht in Bezug auf Verfügbarkeit, Ausbeutung, Nutzung, Verbrauch, Entsorgung etc.. In der klassischen Wirtschaftstheorie sind Ressourcen immer verfügbar. Wenn sie an einer Stelle erschöpft sind, ziehen zur zur nächsten Ebene im Westen weiter, wo noch viel davon vorhanden ist. Dafür hat Kenneth Boulding den Begriff der „Cowboy Ökonomie“ geschaffen.
Ressourcen sind überall:
Das Klima ist eine Ressource, wie auch der Boden, die Artenvielfalt, die Natur, Metalle,chemische Elemente,Öl ,Gase,Wasser ,Raum, Verstand, Erfindungsgeist und Geld, auf die dann als Kombination von natürlichem Kapital, menschlichem Kapital und Produktivkapital Bezug genommen wird.
Wenn der Westen wieder mal ausgeplündert ist tritt , um nicht aufgeben zu müssen, die Barry Commoner Formel auf: I=PxAxT
I = Impact (Auswirkung) Die aus der Sicht der Produktion angestrebten Ziele und Effekte.
P = Population (Bevölkerung) Die Zahl der Menschen mit ihren Bedürfnissen
A = Affluence ( Wohlstand) Das Maß des angestrebten Wohlstands
T = Technology, Die riesige globale Maschinerie, die wir als Industrie und Innovation verstehen.
Wenn die Population-P- und damit die Erwartung wachsenden Wohlstands-A- wächst
dann wird jedes Teil des Ressoucengebrauchs bis zu seinem Ende ausgequetscht.
Die Idee ist, dass die Technologie niemals aufhört, die Innovation ist der Ausweg, Grenzen existieren nicht, da der Mensch erfinderisch genug ist, die nächste Maschine, das nächste Wunder zu erfinden.
Barry Commoner hat stetig wiederholt „ es gibt kein kostenloses Mittagessen“.
Jede weitere Technologie verbraucht Ressourcen und stößt an ihre Grenzen. Eine vollständig elektrifizierte Gesellschaft kann nicht existieren, sie ist abhängig von den Gesetzen der Elektronik und der Physik sowie dem begrenzten Vorkommen an Kupfer.
Artenvielfalt kann wiederhergestellt werden, einmal ausgestorbene Arten aber nicht.
Der Ozean kann beruhigt, aber nicht repariert werden. Bei aller Großartigkeit der Elektromobilität, doch was passiert, wenn Millionen von Autos um 17 Uhr zu Hause zum Aufladen ans Netz gehen, die elektrischen Leitungen werden zusammenbrechen.
Systemsimulation im Wuppertaler Institut zeigten, dass im MIPS Faktor 5 bis 10 ein großes Potential liegt. Damit verbunden ist die Analyse von Produkten, den damit verbundenen Leistungen, der Menge des Materialverbrauchs und die Frage, wie dieser reduziert werden kann.
Nehmen wir als Beispiel die Automobilität für 100 Km. Das Auto ist die Maschine, die Dienstleistung ist die Mobilität, die Materialien sind das Benzin, Metalle und Kunststoffe und anderes. Ein Auto verbrauchte 10 oder 15 Liter Kraftstoff für 100 Km, durch konstruktive Verbesserung wurde der Verbrauch auf bis zu 5 Liter pro 100 Km reduziert. Diese Verbesserung beim Benzinverbrauch führt aber zu dem Rebound Effekt, dass wir die gefahrenen Kilometer verdoppeln, unsere Nachfrage und Autokäufe verdoppeln, so dass das was wir gewonnen haben dort wieder verloren geht.
Die Serviceeinheit ist der beste Einstieg zum Verständnis der Ressourcenabhängigkeit und Ignoranz.
Wenn diese Services so konstruiert werden können, dass wir die Belastung der Ressourcen um den Faktor 5 reduzieren verlängern wir ihre Nutzung um einige Jahrzehnte. Mit dem Faktor 10 ist eine permanente Verfügbarkeit möglich.
Dies wurde mit der Wuppertal Studie zu Erdbeerjoghurt von Stefanie Böge 1996 unter Beweis gestellt und mit dem NRW Ökonomie Preis gewürdigt.
Man nehme einen Becher Yoghurt, wie er in Wuppertal angeboten wird, analysiere seine Komponenten und woher sie kommen. Das entstehende Bild ist erstaunlich: die Gesamtheit der 25 Komponenten wird aus einer bis 300 Km entfernten Herkunft bezogen. Alle Komponenten könnten aber aus einer näheren Umgebung kommen mit dem Effekt eines um den Faktor 10 reduzierten Ressourcenverbrauchs und einer nur um 2,7% steigendem Preis.
Bitte nehmen wir zur Kenntnis : Ein wahrer Preis sollte den Ressourcenverbrauch enthalten und wiedergeben. Bis jetzt werden diese Kosten nicht in die Berechnung einbezogen stattdessen in die Umwelt und in der Zukunft entsorgt.
Zur Zeit nehmen wir an, dass die digitale High - Tech Revolution die Ökonomie dematerialisieren und den Technologie Faktor -T- und den Wohlstand vermehren wird. Schauen wir darauf was passiert: die Energie Nachfrage der digitalen Ökonomie ist jenseits unserer Vorstellung. Ebenso verhält es sich mit dem Tesla Paradox.
Das Schürfen seltener Materialien und die Illusion freien Fahrens sind dafür nicht berechnet. Zuletzt zur menschlichen Gier: LED -Beleuchtung ist so wunderbar, also lasst uns den ganzen Planeten illuminieren und die Dunkelheit eliminieren! Lasst uns endlos fahren, wenn wir nicht NOX und CO2 weiterhin emittieren!
Bio`s Vermächtnis geht nicht verloren, aber er wurde bitter und sehr krank, er ist im Alter von 88 verstorben.
Sein letztes Buch (Grüne Lügen) ist eine Zusammenfassung grüner Illusionen, deren Plattitüden und Allgemeinplätze Wissen, Visionen und Vorstellungskraft ersetzen:
solche wie das E-Auto, das er ungesund nannte ( die Zukunft gehört dem Wasserstoff Antrieb)
solche des Ressourcenverbrauchs durch erneuerbare Energie von Wind und Solar
Solche der Beendigung der Öl-und Gasproduktion: hochverdichtete Energiequellen, gerade wenn sie so gut sind, warum sollten wir nicht an der Verbesserung ihrer negativen Seiten arbeiten, der Emission von CO2
Solche des globalen Freihandels, der weltweiten Verschiffung von Produkten, die Ressourcen verschlingen, den Ozean vergiften und dummen Zwecken dienen
Solche wie vegetarisches Essen statt Fleisch zu essen, mit dem Resultat weltweiter Soyaplantagen wo vorher Wälder waren
Ressourcengebrauch, Ressourcenknappheit und Ressourceneffizienz sind fester Bestandteil der Grünen Agenda.
Plastik-Müll wird als Verschmutzung betrachtet und nicht als Ressourcenthema.
Die Plastikindustrie stellt sich blind der Tatsache gegenüber, dass sie zukünftig im Wettbewerb mit unbekannten Mitbewerbern stehen wird, wenn erst einmal Kohle, Öl und Gas nicht mehr als fossiles Rohmaterial genutzt werden kann und nur noch Biomasse als einzige Karbonquelle für Nahrung Energie und Material zu Verfügung steht.
Einige NGO´s vertreten die Ansicht, dass Biomasse nur mit Nahrung zu tun haben sollte und tabuisieren andere Anwendungen. Ohne Frage ist Nahrung für Alle ein heiliges Menschenrecht. So verhält es sich auch seit 100.000 Jahren mit der Energie, um Feuer zu machen und bei Materialien für die Konstruktionen unserer Welt.
Die Nachhaltigkeits Agenda erodiert und die Konsequenzen daraus sind ernst.
Sie nennen sich nachhaltig und springen von einer Schlußfolgerung zur nächsten und stellen zu wenige Fragen.
Große Geister wie Bio müssen sich wieder erheben und die Türen für die nächsten Analysen aufstoßen.Im Club of Rome hat uns der Gründungsvater der „Grenzen des Wachstums“ Prof. Jay Forrester die grundsätzlichste Lektion der Wissenschaft gelehrt: „Stell die Frage zuerst“.
Bio hätte folgende, überraschende Nachricht wunderbar gefunden: dass die Gletscher im nördlichen Himalaya nicht schmelzen sondern wachsen! Bitte stellt die Frage: Wie ist das möglich und was können wir aus den Antworten lernen?
Wouter van Dieren
Club of Rome